Über mich

Was ein Leben prägen kann...

Ich bin Franz Brugger, Naturfotograf aus Südtirol, ein Mensch, der gerne seine Bilder und Erlebnisse sprechen lässt. Natur und Fotografie war schon immer eine Leidenschaft für mich und jetzt, wo ich ihr endlich mehr Zeit widmen kann, ist es mir ein Herzensanliegen, diese Passion und diese Kunst zu teilen und weiterzugeben.

Ein Bild aus meiner Kindheit steht am Anfang dieser Passion und dieses erste Bild möchte ich gerne teilen.

Im Alter von vier Jahren durfte ich das erste Mal meine Eltern zusammen mit meiner Ziege im Sommer auf unsere Bergwiese begleiten. Ein unbeschreibliches Abenteuer für mich. Eine einfache kleine Holzhütte und ein Haufen getrockneter duftender Kräuter waren mein neues Schlafzimmer.

Jeden Morgen nach dem Aufwachen rannte ich gleich hinaus und war ganz gefangen von den winzigen, zarten und leuchtenden Perlen, die alle Blüten, Blätter und Gräser schmückten. Jede einzelne Perle, so kam es mir vor, hatte ihren eigenen Sonnenstrahl. Und es waren so viele wie Sterne in der Nacht.

Es war ein kühler Morgen, als der Nebel, der sich unten im Dorf gebildet hatte, ganz langsam und vorsichtig unser Bergtal hinaufkroch.

Eine graue Riesenschlange, die sich immer mehr verdichtete, größer und größer wurde, ein riesiger weißgrauer Haufen, ein Drachen, ein Ungeheuer, das am steilen Berghang hoch in die Luft geschleudert und wieder zurückgeworfen wurde, um gleich mit voller Wucht einen neuen Angriff zu wagen.

Jeder Baum, jede Senke, jeder Hügel und alle Blumenwiesen, die ganze von mir gerade neu entdeckte, schöne Landschaft verschwand unter einer dichten, feuchten, riesigen, grauen Decke.

Immer wieder wanderte mein Blick von diesem Ungeheuer zu meinen Eltern, die oben am steilen Hang zwischen verblühten Alpenrosen immer im gleichmäßigem Rhythmus ganz der Arbeit und dem Boden zugewandt waren, der Vater mit der Sense, die Mutter mit dem Rechen.

Und dann war es plötzlich dunkel um mich, keine Spur mehr von Vater und Mutter, alles dumpf und grau und die kalte Furcht: wird das Nebelungeheuer jetzt auch mich verschlingen?

Geschrien habe ich, laut geschrien, bis plötzlich aus dem Dunkel eine Gestalt auftauchte. Zuerst dachte ich an die Erscheinung der Mutter Gottes, und dann war es meine Mutter in ihrem himmelblauen, mit zarten schneeweißen Röschen bedeckten Kleid, mit den runden, leicht zum Himmel geneigten Köpfchen, meine Mutter, die lachend, mit ausgestreckten Armen auf mich zukam. Ein traumhaft schönes Bild, das mich mein Leben lang begleitet.

Was ich an diesem einen Vormittag gelernt habe? Wie wenig es braucht, ein Kind glücklich zu machen, und dass auf jedes Dunkel die Sonne wieder scheint.

Am Abend auf meinem Heulager betrachtete ich durch die kleinen Ritzen im Schindeldach der Hütte den Sternenhimmel, hörte die Erwachsenen draußen am Lagerfeuer lustige Geschichten aus vergangenen Zeiten erzählen, lachen und singen.

Geborgen war ich und der glücklichste Mensch auf Erden.